Hermann Hesse

JA JA JA

Hermann Hesse macht Lust auf schreiben und ‘Surf’ ist eine erfrischende Musikrichtung, die ich zwar schön öfters vernommen, aber noch nie bewusst wahrgenommen hatte.

H.H. nimmt die Angst vor verzwickten Sätzen.

Seit geraumer Zeit versuche ich Aussagen und Gedanken möglichst kurz und prägnant zu formulieren.

Dies ist zweierlei Annahmen geschuldet.

Zum einen glaube ich daran, dass Aufmerksamkeit und Verstandeskraft der Leserschaft zunehmend abnimmt, zum anderen fühle ich auf Grund meiner wissenschaftlichen Ausbildung einen Drang die Komplexität zu reduzieren.

Keiner hat beim Lesen gerne das Gefühl von Verständnisslosigkeit.

Aber H.H. zeigt mir, dass auch ein gewisser Reiz in einer direkteren Ausdrucksweise steckt.

Und mit direkter meine ich unverfälschter, also näher am eigentlichen, verworrenen Gedanken.

Gedanken sind kompliziert, oft nicht einfach in Buchstaben zu fassen, und während der Umwandlung in Geschriebenes geht oft so einiges an Kontext und Gefühlen verloren.

Bei H.H. hat man das Gefühl, er scheisse drauf und scheisst seine Gedanken im Hier und Jetzt aufs Papier.

Das erhöht die Komplexität für den Leser, aber lässt auch mehr Ursprünglichkeit zu. Seine Sätze wirken authentischer, wenn auch oft nicht so leicht verständlich.

Doch diese Wechselwirkung macht den Reiz eines Textes aus.

Die trockene und geradegeschliffene Ausführung, die mir durch das Studieren und und das Verfasssen von wissenschaftlichen Texten zu eigen wurde ist nicht wie ich denke, beziehungsweise nicht wie irgendwer fühlt.

In den Texten, die ich in letzter Zeit verfassse geht es nämlich nicht um eine effiziente Distribution von Informationen, sondern um das Vermitteln von Gefühlen und der Darstellung komplexer Menschlichkeit.

Es geht geht um das Entdecken eines Ichs.

Es geht um die Formulierung arroganter Erkenntnis eines Menschen, der in einer Welt lebt, in der ihm noch nie eine Frage gestellt wurde für die er keine Antwort wusste.

Diese Antwort muss keineswegs korrekt sein, und eine Antwort auf die selbe Frage kann sich im Laufe der Zeit auch grundlegend verändern.

Doch eines bleibt konstant:

Ich bin im Recht.

Aber nur wenn es um Anfragen von aussen geht.

Wer auch immer mir Fragen stellt oder mich in Frage stellt hat mit einer selbstbewussten Entschlossenheit von Antworten zu rechen.

Innerhalb eines Augenblickes bin ich dazu in der Lage Gedankenuniversen entstehen zu lassen.

Geschichten und Fake News, die ihres gleichen suchen.

Und meinem Gegenüber die Kinnlade auf den Boden fallen zu lassen.

Die Reichweiten meines Geistes sind grenzelos.

Und in der Formulierung meiner Selbst bleiben mir keinerlei Grenzen gesetzt.

Die Tragweite meiner Handlungen sind das grösste und einzig wahrhaftig Wahrnehmbare, denn ich bin der Mittelpunkt und das Zentrum meines Seins.

Bääääm.

Ich bin Mensch.

Nicht Gott, nicht NPC.

In meiner Geschichte bin ich nur ich.

Und ich kann die Kameraperspektive nicht ändern.

Manch einer würde sagen ‘leider’, doch ich sage ‘Oida, geil’.

Lange verfolgte ich den Gedanken der Gleichheit, doch keine Blume gleicht der anderen.

Lange fragte ich mich, warum sie nicht verstehen. Meine lieben Mitmeschen, warum?

Keineswegs behaupte ich, es gäbe niemanden der meine Gedanken teilt.

Doch die Zeit, ohhh du Zeit, lehrte mich, dass verständige Menschen rar sind.

H.H. umschreibt sie mit dem Wort “Unsterbliche”.

Und so wahr meine Arschbacken gerade an in einem ICE in Berlin Hbf kleben, Donald Trump ist kein Unsterblicher.

Und dem Nullsummenspiel wird mal wieder wiedersprochen, indem dem ich dem Huldige was eigentlich unausgesprochen bleiben sollte.

Heilgs Blechle.

Um zurück auf die Wirkung des Äusseren im Gegenspiel zum Inneren zu kommen möchte ich ganz klar feststellen, dass eine all umfassende Leere in mir existiert.

Nicht einmal im Ansatz bin ich dazu in der Lage, meine Entscheidungen und Gefühle schlüssig zu begründen.

Nur ein Ich kann in die Abgründe seiner Handlungen blicken.

Nur zu oft handele ich aus niedersten und allzu entehrten Gründen.

Wobei der Begriff der Ehre in den letzten Jahrzehnten stets an Ehre verloren hat.

Bäm. Einen Begriff mit sich selbst versagt.

Dies ist dem stetigen Wandel von Sprache zu verdanken.

Die inflationäre Verwendung von Ehre hat der eigentlichen Definition jegliche Grundlage geraubt.

Ich bin so ein Ehrenbruder.

Abgelenkt von diesem unbedeutenden Exkurs bezüglich deutscher Wortvergewaltigung, möchte ich mich nun weiter auf die fehlende Gegenargumentation richten.

Von Aussen wirke ich kontrolliert, gefasst, bedacht, überlegt, überlegen, positiv manipulierend, wissend, als ob man sich schwer täte mir neues und interresantes mitzuteilen.

Und ja, in gewisser Hinsicht stimmt das. :P

Viel zu oft teilen mir Menschen in Demut mit, wie vorausschauend ich beraten kann.

‘Ach, wie logisch du damals Situation und Menschen gelesen hast, wieso hab ich nicht auf dich gehört’.

Dises Momente sind scheusslich.

Sie entstehen aus purer Willkür.

Es gibt zehnmal mehr Vorhersagen meinerseits, die nicht eingetretten sind.

Aber im Endeffekt geht’s da nicht drum.

Gesunde Arroganz macht das Existieren leichter.

Haut’s rein!

Veröffentlicht: 2021-04-06